Ich bekomme immer wieder E-Mails und Kommentare, in denen nach dem Grund gefragt wird, wieso ich eigentlich nicht mehr in Deutschland lebe. Ich kann dies eigentlich in zwei Sätzen sagen, aber ich werde heute mal etwas weiter ausholen.
Wollte ich schon immer weg?
Mit Anfang 20 (Oder eher schon fast Mitte 20) wollte ich gerne als Au-Pair irgendwo arbeiten. Ich hatte dabei Amerika (was auch sonst..) oder das spanische Festland im Sinn. Nach vielen Gesprächen musste ich diese Idee leider aufgeben. Die genauen Gründe sind in dem Fall nicht so wichtig. Aber es wäre so ohne weiteres zu dem Zeitpunkt nicht möglich gewesen ohne dabei jemanden im Stich zu lassen und das wollte ich nicht. (Und nein, es war kein Partner). Der Gedanke eine Zeit im Ausland zu verbringen war also schon vorhanden. Ans Auswandern dachte ich dabei aber nicht. Solltest du gerade in der Situation sein, Schule oder Studium beendet zu haben und du weisst nicht wie es weitergehen soll, dann denke doch mal drüber nach für sechs Monate oder ein Jahr ins Ausland zu gehen. Ich denke es ist eine tolle Erfahrung, die du später bereuen könntest, wenn du es nicht tust.
Ein paar Jahre später hatte ich dann die tolle Gelegenheit ein paar Tage in Thailand verbringen zu dürfen. Ich hatte bei einem Gewinnspiel mitgemacht und kurz vor Schluss tatsächlich den Anruf bekommen, dass ich dabei bin. Ich denke so gerne an diese Zeit zurück und verdränge dabei, dass ich auf die Mückenstiche allergisch reagiert habe und aussah wie das Michelin-Männchen. Wirklich Party war nicht möglich. Aber es sind andere Dinge, an die ich gerne zurückdenke. So waren die Menschen einfach so unglaublich freundlich. Egal wo wir waren. Ob in Bereichen wo die Menschen mehr Geld zu Verfügung hatten oder in denen wo Armut herrscht. Irgendwie waren alle glücklich und nett. Das hat meinen damaligen Partner und mich beeindruckt und war dann letztendlich recht ausschlaggebend Deutschland den Rücken zu kehren.
Man könnte ja meinen, dass bei unserer Rückkehr das schlechte kalte Wetter den Anstoß gegeben hat. Es waren aber eher die Menschen, die wir als abschreckend empfunden haben. Alle liefen mit Gesichtern herum, als wäre gerade jemand gestorben. Beim Einkaufen keine freundlichen Gesichter an der Kasse und im allgemeinen irgendwie miese Stimmung. Das es, trotz der Umstände wie die Menschen in Thailand leben, auch anders geht ging nicht mehr aus dem Kopf.
Er wollte auswandern
Am Ende war mein damaliger Partner (ich muss das betonen, weil ich glücklich bin, dass es vorbei ist..) derjenige, der gehen wollte. Geplant war den Winter woanders zu verbringen und im Sommer wieder in Deutschland zu sein. Den Plan haben wir über Board geworfen und sind direkt geblieben, auch wenn ich die ersten zwei Wochen schrecklich fand. Im Hochsommer sieht die Insel doch ein wenig dreckig und schmutzig aus. Letztendlich haben wir zusammen vielleicht ein Jahr „überlebt“. Also die Beziehung. Die war vorher schon nicht gut aber da war der endgültige Bruch. Im Nachhinein habe ich mir öfter gedacht, dass ich gar nicht hätte mitgehen dürfen. Und doch bin ich dankbar, dass ich es getan habe und dann geblieben bin, als er ging. Die ganzen Erfahrungen, die ich sammeln konnte, hätte ich sonst wohl nie gemacht.
Wie denke ich heute?
Würde ich nochmal auswandern? Also in ein anderes Land? Ja. Ich denke schon. Ich kann mir schon vorstellen, woanders zu leben. Andere Erfahrungen sammeln. Andere Energien aufsaugen. Ich habe hier viel gelernt. Nicht nur über andere, sondern auch viel über mich selbst. Natürlich jammert man auch hier mal über das Wetter oder ärgert sich ein wenig, wenn andere Menschen unfreundlich sind. Aber wenn ich jetzt in Deutschland bin, finde ich das nicht mehr so schlimm, wie damals bevor ich gegangen bin. Wenn andere nicht lächeln, dann lächele ich eben. Das Wetter kann man nicht ändern. Andere Menschen auch nicht. Aber das, wie man selbst damit umgeht. Das ist wohl mit einer der wichtigsten Dinge, die ich hier erkannt habe.
Am Ende war es also nicht mein Plan auszuwandern. Aber ich bereue diesen Schritt nicht. Und wer weiß was in ein paar Jahren sein wird? Keine Ahnung wo ich dann sein werde. Das wird die Zeit dann zeigen.
Hallo Sandra! Dein Bericht übers Auswandern macht mir Mut. Ich denke oft über dieses Thema nach und finde schon deshalb deinen blog super!
Ich will auch ins Ausland (Florida oder New York) auswandern, doch mir fehlt die Mut dazu. Ich mache mir große Gedanken über das Finanzielle und über die Sprache, weil mein Englisch nicht das beste ist. Großer Respekt von mir an dir. Nach dem ich diesen Beitrag gelesen habe, habe ich mehr Selbstvertrauen bekommen. Ich hoffe ich werde diesen Schritt demnächst wagen…
Wie sieht es aus bei dir? Das mit der Sprache lässt sich wohl am einfachsten lösen. Einfach einen Kurs anfangen, falls du es noch nicht getan hast. Alles andere kommt dann schon.